Wiederkehrende Traumszenarien

Wer sich oft an seine Träume erinnert und diese bestenfalls in einem Traumtagebuch niederschreibt, der erkennt oft wiederkehrende Szenarien, in denen Träume sich abspielen. In diesem Artikel werde ich auf die unterschiedlichen Traumszenarien eingehen, die mir immer wieder begegnen.

Flughafen und Flugzeug

Ein Traumszenario, welches ich in den letzten paar Jahren immer wieder in verschiedenen Varianten geträumt habe, ist der Flughafentraum. Dieser spielt sich fast immer am Flughafen Brisbane in Australien ab. Brisbane und Australien vermutlich deshalb, weil ich dort im Jahr 2016 geschäftlich drei Wochen verbracht habe (und mich das wohl auf die eine oder andere Art geprägt hat).

Üblicherweise ist der Traum so, dass ich zu diesem Flughafen reise, um von dort den Rückflug nach Europa anzutreten. Was außerhalb des Flughafens passiert, spielt meistens keine große Rolle. Die Handlung beginnt meistens damit, dass ich im Flughafen ankomme und erst mal mein Gepäck einchecken muss. Während das im realen Leben meistens recht unspektakulär ist und recht reibungslos funktioniert, kommt mir in meinen Träumen immer wieder etwas dazwischen. Entweder habe ich vergessen, etwas in meinen Koffer einzupacken. Oder aber der Weg zum Check-in-Schalter kommt mir ewig vor und ich mache einfach keine Fortschritte. Es ist, als ob ich mich kaum von der Stelle bewegen kann, obwohl ich doch weiß, dass der Flug auf mich wartet.

Das Innere des Flughafengebäudes selbst ist meistens ein breiter, röhrenförmiger Korridor, der sich mit einem leichten Anstieg spiralförmig nach oben bewegt. Es ist im Traum immer Abend oder Nacht, d. h. draußen ist es dunkel oder zumindest dämmrig und der Korridor ist mit künstlichem Licht ausgeleuchtet. Das Bild unten ist eine gute Repräsentation dessen, wie dieser Korridor in meinen Träumen in etwa aussieht. Einzig ist der Gang in meinen Träumen etwas dunkler, da die Beleuchtung eher gelblich ist, als ob alte Glühbirnen den Gang ausleuchten würden.

Röhrenförmiger, organger Tunnel
So oder so ähnlich sieht der Flughafen in Brisbane/Australien oft für mich im Traum aus [Foto: Dominik Martin / Unsplash]

Beim Schreiben dieses Textes fällt mir auf, warum der Flughafen, der so oft in meinen Träumen auftaucht, der U-Bahnstation "Marienplatz" in München so ähnlich sieht. Natürlich kenne ich diese U-Bahnstation sehr gut, da ich für knapp sechs Jahre in München gelebt habe. Auch das war eine prägende Zeit für mich (dazu mehr später).

Genauso wie Flughäfen in meinen Träumen immer wieder eine Rolle spielen, sind auch Flugzeuge ein oft wiederkehrendes Motiv in meinen Träumen. Oft im Kontext einer Reise nach Mexiko, seit meiner Dienstreise nach Australien aber auch immer wieder als Transportmittel von Australien zurück nach Europa. Der Flugzeugtyp, der dabei immer wieder vorkommt, ist die Boeing 747. Ja, im Traum fliege ich eigentlich ausschließlich mit diesem Flugzeugtyp.

Eine Boeing 747-8i der Lufthansa. Ein oft gesehenes Objekt in meinen Träumen [Foto: Lukas Souza / Unsplash]

Zur Boeing 747 habe ich seit meiner Kindheit ein ganz spezielles Verhältnis: Als kleines Baby bin ich das erste Mal von Mexiko nach Österreich gereist, ziemlich sicher in einem Jumbo Jet. Die Lufthansa setzt seit Jahrzehnten auf ihrer Strecke Frankfurt - Mexiko-Stadt die Boeing 747 ein und da meine Eltern oft über Frankfurt flogen, waren Flüge nach Mexiko eigentlich immer im Jumbo Jet.

Wenn ich eine Boeing 747 betrete, spüre ich immer, wie die Abenteuerlust in mir hochkommt. Ich weiß, dass ich mit diesem Flugzeug zu einem anderen Kontinent fliegen werde. Dieses Flugzeug repräsentiert für mich mehr als jeder andere Flugzeugtyp die Möglichkeit, nach Mexiko-Stadt zu fliegen, dem Ort, an dem ich geboren wurde.

Meine Träume im Flugzeug sind meistens ziemlich seltsam. Oft träume ich davon, wie ich im Flugzeug sitze, während es landet oder startet. Aufgrund der niedrigen Flughöhe sind wir relativ nahe am Boden, während das Flugzeug sehr nahe an hohen Bürotürmen oder Hochhäusern vorbeifliegt. Ich habe dabei immer wieder Angst, dass es mit den Flügeln an diesen Strukturen streift und wir abstürzen. Das passiert zwar nie, aber Angst habe ich trotzdem.

Früher hatten meine Flugträume auch oft unabhängig von der Gefahr der Kollision eine beunruhigte Komponente, da ich eine Weile lang echt ungern geflogen bin. Seit ich die letzten drei Jahre sowohl beruflich als auch privat einige Flüge recht entspannt absolviert habe, träume ich weniger vom Fliegen als beunruhigende Erfahrung.

Züge und Bahnhöfe

Züge und Bahnhöfe als Objekte und Räume der Fortbewegung und des Umsteigens kommen in meinen Träumen auch besonders oft vor. Interessant ist dabei das oft geträumte Szenario, dass ich irgendwann in der Nacht den Bahnhof München erreichen muss. Meistens ist mir der Ursprungsbahnhof nicht bekannt, aber der Zielbahnhof München kommt ganz oft vor. Und nicht der Fernbahnhof als solches, sondern manchmal auch das Umsteigen oder Weiterfahren im umfangreichen Münchner U-Bahnnetz.

Manchmal fahre ich auch die Route München - Salzburg - Vorarlberg, wobei ein Umstieg in Salzburg fast immer nötig ist. Im Traum kommt mir diese Verbindung so logisch vor, obwohl es von München aus schnellere und direktere Verbindungen nach Vorarlberg gibt.

Das Gefühl, was ich in meinen Zug- oder Bahnhofsträumen oft habe, ist ein gewisses Getriebensein. Irgendwie muss ich immer zu einem gewissen Ort kommen, kann aber selbst nicht die Geschwindigkeit und Route bestimmen, sondern bin von einem Zug mitsamt Fahrplan und anderen Umständen abhängig. Die Tatsache, dass sich alles meistens nachts abspielt, verleiht den Träumen dann noch meistens eine unheimliche Note.

Train Station at night
Bahnhöfe und Züge bei Nacht - oft gesehene Bilder in meinen Träumen [Foto: Julia Kadel / Unsplash]

Das dunkle, unheimliche Gebäude

Ein Klassiker in meinen Träumen ist das dunkle, unheimliche Gebäude. Wobei - im Traum selbst kommt mir das Gebäude eigentlich gar nicht so unheimlich vor, erst wenn ich aufwache, wird mir oft bewusst, wie unheimlich die Räume darin wirklich sind. Es handelt sich dabei fast immer um ein großes, mehrstöckiges Gebäude, welches von außen und von innen einem Krankenhaus oder einem Bürogebäude ähnelt. Prinzipiell ist es draußen immer dunkel oder zumindest dämmrig und ich befinde mich eigentlich immer im Inneren des Gebäudes.

Auch innen sind die Räume und Gänge eher spärlich beleuchtet und es herrscht immer eine Art "Leere", selbst wenn Personen da sind. Meistens sind aber nur wenige oder gar keine Personen vorhanden, dadurch wirken die Räume und Flure in diesem Gebäude fast immer wie Liminal Spaces.

Definition

"Liminal Spaces" sind Räume oder Orte, die dem Übergang, der Transition dienen (z. B. Wartezimmer, Parkhäuser, Bahnsteige etc.) und die im Alltagserleben meistens voller Menschen oder zumindest gut frequentiert sind. Sieht man diese Räume und Orte jedoch zu ungewöhnlichen Zeiten, beispielsweise abends oder nachts, dann können diese alltäglichen Orte, wenn sie einsam und verlassen im Dunkeln daliegen, Gefühle der Beklemmung und Angst auslösen.

Damit unterscheidet sich die Wirkung von Leere und Verlassenheit bei anthropogenen Orten grundsätzlich von der Wirkung von Leere und Verlassenheit bei natürlichen Orten. Wenn ein Wald ohne Menschen ist, dann wirkt der Ort immer noch natürlich. Wenn jedoch ein von Menschen geplanter und erbauter Ort leer steht, dann ist er nicht nur funktionslos, sondern bekommt eine unheimliche Atmosphäre, da man üblicherweise Menschen an diesem Ort erwartet.

Hier ein paar Bilder von "Liminal Spaces" als Beispiel:

Das Gebäude, in dem ich mich in meinen Träumen oft wiederfinde, ist in der Regel sehr groß, verwinkelt und von Gegensätzen geprägt. So kann die Eingangshalle groß, modern und offen wirken, wie beispielsweise der Eingangsbereich einer großen Firma. Räume und Flure in den Stockwerken darüber wirken dann wiederum eher eng und verwinkelt. Noch weiter oben sind manchmal Stockwerke, die so wirken, als ob sie Wellnessbereiche enthalten (mit Zugang zu Sauna oder ähnlichem). Oft träume ich auch davon, dass sich im Untergeschoss eine Buchhandlung befindet, welche die faszinierendsten Bücher enthält, die alle nach meinem Geschmack sind.

Oder träume ich von einem Hörsaal einer Universität, in der ich als Student eingeschrieben bin und in dem oft Vorlesungen gehalten werde, von denen ich kein Wort verstehe, da sie so kompliziert sind. Dabei beschleicht mich im Traum dann das Gefühl, dass ich keine Prüfung bestehen werde und meinen Hochschulabschluss nicht bekommen werde.

Auch ein Ort, von dem ich in diesem Kontext oft träume, ist meine erste Wohnung, in der ich gewohnt habe, als ich für mein Studium nach München gezogen bin. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern gewohnt habe und hat sich anfangs natürlich entsprechend befremdlich für mich angefühlt. Das Interessante ist, dass die Wohnung im Traum selbst meistens überhaupt gar nicht so aussieht, wie sie in echt ausgesehen hat. Im Gegensatz dazu sind die Gefühle, die im Traum hochkommen, eine akkurate Repräsentation von dem, was ich damals oft gefühlt habe.

Ein weiterer sehr spezifischer Ort, von dem ich - vor allem als ich noch jünger war - oft geträumt habe, ist die Treppe ins Dunkle. Tatsächlich gab es im Haus, in dem mein Opa und meine Oma wohnten, eine Treppe, die vom Erdgeschoss an einer Wand entlang hinauf in den Wohnbereich meiner Großeltern führte. Im Erdgeschoss befand sich die Werkstatt meines Opas bzw. meiner beiden Onkel. Wenn man also zu meinen Großeltern hochwollte, musste man das über diese Treppe machen.

Tagsüber war das auch überhaupt kein Problem, interessant wurde es aber immer des Nachts. Da abends und nachts natürlich kein Werkstättenbetrieb mehr war, waren im Erdgeschoss sämtliche Lichter ausgeschaltet. Das führte dazu, dass die Treppe vom beleuchteten Wohnbereich sozusagen direkt "ins Dunkle" hinunterführte.

Vor allem als Kind hatte ich abends und nachts immer unglaublichen Respekt vor dieser Treppe. Ich hätte mich nie getraut, alleine dort hinunterzulaufen. Noch heute läuft es mir beim Gedanken an diese Treppe, deren eine Hälfte in der Dunkelheit liegt und die andere sich in den hellen Wohnbereich erstreckt, kalt den Rücken hinunter.

Und so ist es wohl kein Zufall, dass gerade dieses Bild, was mich als Kind sehr geprägt hat, immer wieder in meinen Träumen aufgetaucht ist. Oft spielten Träume in den dunklen Räumen im Erdgeschoss und ich hatte sogar Angst vor dem, was sich in der Helligkeit befindet. Denn immerhin war ich im Dunkeln ja auf irgendeine Weise geschützt.

Ähnlich geht es mir, wenn ich an die Wohnung denke, in der wir gewohnt haben, als wir nach Österreich gezogen sind. Es gab dort eine Treppe, die in den Keller führte, die für mich als Kind mindestens genauso unheimlich war wie die Treppe im Haus meiner Großeltern. Ich erinnere mich daran, dass in jenem Keller ein großer Heizöltank stand und im Winter, wenn die Heizung lief, war es dort immer irgendwie muffig und warm. Als Kind malte ich mir verschiedenste Monster und Gespenster aus, die dort unten ihr Unheil trieben. Und ja, diese Bilder tauchen auch heute noch ab und zu auf, wenn auch ziemlich selten.

Dark Stairs
Treppe, die von der Dunkelheit in die Helligkeit führt [Foto: Carlos Martinez / Unsplash]

Fazit

Beim Nachdenken über dieses Thema ist mir aufgefallen, dass es bei mir einen Haufen wiederkehrende Traumszenarien gibt. Diese überschneiden sich thematisch und beschäftigen sich mit folgenden Themen:

  • Reisen

    • Zug / Bahnhof

    • Flugzeug / Flughafen

  • Seltsame Räume

  • Räume aus der Vergangenheit

  • Übergänge

  • Knotenpunkte in meinem Leben

Die letzten paar Jahre habe ich viel an meiner Entwicklung gearbeitet und bin immer wieder auf Themen gestoßen, die in der Vergangenheit entstanden sind. Diese Träume, die immer wieder ähnliche Themen in meinen Fokus rücken, sind für mich Indikatoren, welchen Themen ich mich noch intensiver widmen kann.

Früher hatte ich eher das Gefühl, dass ich getrieben bin und im Leben nicht gestalten kann, sondern von anderen "gestaltet werde". Das ist interessant, da die häufigsten Fortbewegungsmittel in meinen Träumen - Zug und Flugzeug - keinen wirklichen Einfluss auf die Reise erlauben. Mal ganz abgesehen davon, dass man den Ausgangspunkt oder den Zielpunkt wählen kann. Die Reise selbst ist aber komplett außerhalb der eigenen Kontrolle. Vielleicht gibt es da den einen oder anderen Punkt in meinem Leben, den ich mir noch genauer anschauen kann.

Träumst Du häufig von wiederkehrenden Dingen, Orten oder Fortbewegungsmitteln? Wenn ja, welche Schlüsse ziehst Du daraus? Über einen Kommentar von Dir würde ich mich freuen!



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