Bilder und Erinnerungen Deines Unterbewusstseins

Träume: Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, mit dem eigenen Unterbewusstsein und der Seele in Kontakt zu treten.

Aus diesem Grund führe ich schon seit Jahren regelmäßig ein Traumtagebuch. Mein ausgeprägtes Traumerinnerungsvermögen kommt mir dabei oft zugute (mehr dazu weiter unten). Während manche Träume langsam verblassen, bleiben andere lebhaft und markant in meinem Gedächtnis. Neben starken visuellen Eindrücken erinnere ich mich oft an bestimmte Interaktionen mit Traumcharakteren, vor allem wenn sie starke emotionale Reaktionen bei mir auslösen. Manchmal besteht ein Traum in meiner Erinnerung aus einem einzigen Bild, das ich glasklar vor meinem inneren Auge sehen kann.

Traumbilder

Vor vielen Jahren hatte ich einen Traum, in dem ich mich auf der Erde befand und in den nächtlichen Himmel hinaufschaute. Ich empfand ein unbeschreibliches Gefühl der Verbundenheit mit dem Universum, gleichzeitig jedoch auch große Demut angesichts der schieren Größe und der unvorstellbaren Komplexität desselben. Ein Bild habe ich aus diesem Traum noch ganz klar vor Augen: ich kann mich daran erinnern, dass ich den Planeten Saturn gesehen habe. Nicht als kleines, leuchtendes Pünktchen wie man ihn von der Erde normalerweise aus sehen würde, sondern in der Größe der Vollmondscheibe - hell leuchtend und dominant. Viele Jahre danach kann ich mich immer noch genau an dieses Bild erinnern, so als hätte ich es gestern geträumt.

Saturn via Cassini Orbiter © NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute/PIA21046
Saturn via Cassini Orbiter © NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute/PIA21046

Das Beispiel mit dem Bild des Planeten Saturn zeigt, dass es nicht nur der visuelle Eindruck ist, an den ich mich erinnern kann, sondern die Kombination aus visueller und emotionaler Information. Es ist schwierig zu beschreiben, wie sich das genau anfühlt. Ich hatte von Verbundenheit mit dem Universum geschrieben. Diese ist schon immer in mir und hat sich durch den eben beschriebenen Traum emotional und visuell manifestiert. Immer wenn ich in das Firmament blicke, kommen die Gefühle und die Stimmung in mir hoch, die ich in diesem einen Traum empfunden habe.

Ein weiteres Traumbild, welches mich sehr beeindruckt hat, entsprang einem Traum, an dessen Details ich mich nur noch schemenhaft erinnern kann. Ich weiß, dass ich mit einer dunkelhaarigen Frau unterwegs war, die ich sehr anziehend fand. Es regnete in Strömen und aus einem mir nicht mehr bekannten Grund fingen wir an, uns zu küssen. Ich habe das Bild dieses Kusses noch ganz genau vor Augen. Und nicht nur das Bild, sondern auch das Gefühl, welches ich dabei empfunden habe. Es war ein zärtlicher, aufregender und gleichzeitig sehr leidenschaftlicher Kuss. In diesem Moment gab es nichts anderes auf der Welt als zwei Menschen, die sich im Regen näher kommen. In meiner Erinnerung ist dieses Traumbild schwarz-weiß (und nicht in Farbe). Ich habe lange im Internet nach einem Bild gesucht, das den Charakter dieser Szene einigermaßen einzufangen vermag:

NYC LOVE by t.germeau on Flickr.com [CC BY 2.0] / in S/W umgewandelt
NYC LOVE by t.germeau on Flickr.com [CC BY 2.0] / in S/W umgewandelt

Traumerinnerung

Manchmal habe ich Träume, bei denen ich mich nicht nur an bestimmte Szenen oder Bilder erinnern kann, sondern an jede Einzelheit, jedes Detail. Das sind für gewöhnlich jene Träume, die ich in mein Traumtagebuch schreibe. Normalerweise notiere ich mir nicht nur den Traum selbst, sondern auch ein paar Zeilen zum Kontext des Traumes. Dies können Ereignisse, Stimmungen aber auch Menschen sein, mit denen ich kurz vor dem Traum in der Wachwelt interagiert habe. Oft ergeben sich bei Betrachtung des Kontexts interessante Muster in den Inhalten der Träume, die einiges gemeinsam mit den Ereignissen meiner Wachwelt haben. Dass das so ist, sollte jedoch nicht überraschen - zeigen uns Träume doch das, was unsere Seelen und unser Unterbewusstsein zu einer gewissen Zeit beschäftigen.

Falls Du Schwierigkeiten hast, Dich an Deine Träume zu erinnern, habe ich in einer kleinen Grafik Tipps zusammengestellt, die dir helfen können, Dein Traumerinnerungsvermögen zu verbessern:

Kleine Fibel zum Thema

Es folgt das Beispiel eines Traumes, den ich im Juni 2019 hatte und bei dem ich mich glasklar an jedes Detail erinnern kann:

Ich befinde mich auf einer Straße neben einem großen Gebäude, das mich vom Aussehen her ein wenig an die Volksschule erinnert, in der ich als Kind war. Neben mir oder zumindest in der Nähe befindet sich mein Arbeitskollege Hans. Ich nehme ihn zwar nicht aktiv war, aber ich weiß, dass er da ist.

Ich selbst messe mit einem Multimeter an den frei liegenden elektrischen Pins einer elektronischen Komponente. Ich kann mich nicht genau daran erinnern, um was für eine Komponente es sich handelt, aber ich glaube, dass es der Anschlusssockel einer Lampe oder einer Leuchtdiode ist. Die Messung, die ich durchführe, ist ein Durchgangstest. Dieser prüft normalerweise, ob zwischen zwei Messpunkten ein elektrischer Kontakt besteht. Im Traum dient diese Messung allerdings einem ganz anderen Zweck: sie soll feststellen, ob sich jemand krankmelden wird oder es schon getan hat und um wem es sich handelt. Ich habe (auch im Traum) keinen blassen Schimmer, wie genau man diese Feststellung mit einem Multimeter machen will.

Plötzlich erscheint mein Ex-Arbeitskollege Thomas. Er kommt mit vollem Karacho um die Ecke des Gebäudes gefahren. Mir ist nicht bewusst, mit was genau er gekommen ist. Mit Auto, Fahrrad oder Motorrad. Das spielt im Traum auch keine Rolle. Jetzt erst fällt mir auf, dass das Gebäude neben uns (das mich vorher an meine Volksschule erinnert hat) die Firma ist, in der Hans und ich arbeiten und Thomas früher gearbeitet hat. Es fällt mir auf, obwohl das Gebäude komplett anders aussieht als in der Wachwelt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Thomas zurückkommen und wieder in unserer Firma anfangen will zu arbeiten.

Wir (nur Thomas und ich) betreten das Firmengebäude. Es ist groß und wirkt durch seine langen Gänge, die mit vielen Türen gesäumt sind, eher wie ein Hotel als wie ein Bürogebäude. Neugierig öffne ich die eine oder andere Tür, finde aber nur leere Räume dahinter. Erstaunlicherweise ist das gesamte Gebäude sowie die Traumwelt außerhalb des Gebäudes hell und mit goldig-gelbem Sonnenlicht durchflutet. Das ist in meinen sonst eher dunklen Träumen eine Seltenheit. Außerdem fühle ich, dass sich im Gebäude außer Thomas und mir keine anderen Personen aufhalten. Und genau diese Tatsache macht den Traum wieder unheimlich!

Thomas wirkt geradezu getrieben und manisch. Er durchstreift unruhig alle Zimmer und wirkt auf mich, als würde er etwas oder jemanden suchen. Mittlerweile habe ich die Geometrie des Gebäudes erfasst. Das Gebäude ist etwa 100 Meter breit und etwa drei oder vier Stockwerke hoch. In der Mitte von jedem Stockwerk ist ein langer Gang mit unzähligen Türen rechts und links. Auf der Südseite des Gebäudes (ich nehme an, dass es Süden ist, da die Sonne von dort hereinscheint und es wie Mittag oder früher Nachmittag wirkt) ist jeweils das Stiegenhaus untergebracht, in dem man von Stock zu Stock laufen kann. Auf der Nordseite befindet sich am Ende des Ganges immer eine Tür, die zu einem großen Zimmer führt.

Langsam laufen wir Stock für Stock hoch, durchstreifen dabei jeden Gang und viele Zimmer (alle leer!). Irgendwann sehe ich Thomas nicht mehr, was mich ein wenig beunruhigt, da ich nicht weiß was er vorhat. Immerhin hat er bis jetzt noch kein einziges Wort zu mir gesagt. Auf mich alleine gestellt, steige ich weiter hoch, bis ich das oberste Stockwerk erreicht habe. Dort laufe ich bis ganz nach hinten und betrete den Raum an der Stirnseite des Ganges.

Ich bin erstaunt: der Raum ist zwar auch nahezu leer, aber es befinden sich (im Gegensatz zu allen anderen Räumen) ein paar Gegenstände in ihm. Unter anderem Sachen aus meiner Kindheit wie zum Bespiel eine Holzbahn für Murmeln. Plötzlich höre ich vom anderen Ende des Ganges das laute Aufheulen eines Motors. Ich schaue aus der Tür hinaus und sehe Thomas in einem sportlichen Auto sitzen! Er drückt bei gezogener Handbremse immer wieder auf das Gas, ich kann förmlich sehen wie sich die Motorhaube dabei jedes Mal hebt. Dann lässt er die Bremse los, und das Auto schießt in Richtung des Zimmers, in dem ich mich befinde.

Plötzlich sehe ich im Gang, etwa einen Meter von der Tür meines Zimmers entfernt, den Sohn von Thomas stehen (dieser ist ein wenig jünger als mein eigener Sohn). Dann passiert alles blitzschnell: ich reiße den Kleinen vom Gang weg, sprinte zurück ins Zimmer und schnappe mir im Vorbeirennen einen großen Spielzeugbagger. Mit voller Wucht werfe ich diesen Spielzeugbagger gegen das Auto, das jetzt höchstens noch fünf Meter von der Tür entfernt ist. Natürlich hat das keinerlei Effekt auf das Auto, welches das Spielzeug einfach unter sich zermalmt. Mit einem großen Satz springe ich zur Seite und sehe nur noch, wie Thomas das Auto mit vollem Karacho durch die Tür fährt und diese dabei total zerstört. Bruchteile von Sekunden später schießt er durch die Wand des Gebäudes und hinterlässt ein riesiges Loch.

Toronto Cable News Car Crashing Through Wall by Bobcatnorth on Flickr.com [CC BY-NC-SA 2.0]
Toronto Cable News Car Crashing Through Wall by Bobcatnorth on Flickr.com [CC BY-NC-SA 2.0]

Trümmerteile fliegen durch die Luft, die Wand steht sofort in Flammen. Vermutlich brennt auch das Auto, welches in die Tiefe gestürzt ist. Ich kann dies jedoch nicht prüfen, da sich das Feuer rasch ausbreitet und ich schnell aus dem Gebäude fliehen muss.

Dieser Traum zeigt mir eindrucksvoll das berufliche Spannungsfeld, in welchem ich mich zum Zeitpunkt des Traumes befinde. Die Polarität dieses Feldes wird durch meine Kollegen repräsentiert: Auf der einen Seite ist Hans, den ich als netten, angepassten Menschen erlebe. Auch wenn er nicht so wirklich glücklich mit dem ist, was er bei der Arbeit macht, scheint er sich an die Umstände angepasst zu haben. Er scheut Risiken und tut alles dafür, um den Status Quo beizubehalten. Auf der anderen Seite ist mein Ex-Kollege Thomas. Dieser lebt sein Leben gemäß der Philosophie "Love it or leave it!". Er sucht immer nach Möglichkeiten, sein Leben zu verbessern und scheut dabei auch keine (vermeintlichen) Risiken. Oft wirkt er ungestüm und ruhelos, geht manchmal sprichwörtlich mit dem Kopf (oder mit dem Auto) durch die Wand.

Der Traum zeigt mir direkt und unverblümt, wie sehr ich mir wünsche, aus meiner täglichen Routine bei der Arbeit auszubrechen. Mein Ex-Kollege Thomas hat das in der Wachwelt schon gemacht: Auf drastische Art und Weise, in dem er gekündigt hat (was ganz seiner Natur entspricht). Aber auch ich scheine diese Kräfte in mir zu haben! Du siehst also wie wertvoll Träume sein können, wenn es darum geht, Details und Konflikte Deines Unterbewusstseines aufzuzeigen.

Welche Erfahrung hast Du mit Träumen? Erinnerst Du Dich gut daran, oder hast Du Schwierigkeiten damit? Über einen Kommentar von Dir per DISQUS oder per Email würde ich mich freuen!

Titelbild: Kamil Feczko / Unsplash



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